Heute vor 30 Jahren fiel die Berliner Mauer! Damit ist sie inzwischen länger nicht mehr da, als sie zuvor die Stadt – und die Welt – teilte.
Ich, Ralf, arbeitete an dem Donnerstagabend bei einer Autovermietung am Flughafen Tegel. Nach und nach sickerten Informationen durch, dass die Mauer geöffnet worden sei. Nach Feierabend um etwa 23 Uhr, fuhr ich nach Hause, am Gesundbrunnen, gerade mal einen Kilometer von der Stelle der ersten Grenzöffnung entfernt. Gemeinsam mit meiner damaligen Frau und ihren gerade zu Besuch weilenden Eltern, die als Briten das Geschehnis zu dem Zeitpunkt noch gar nicht richtig erfasst hatten, begaben wir uns zur Bornholmer Brücke. Von westlicher Seite aus strömten riesige Menschenmengen auf die Brücke zu, um den eintreffenden Ostberlinern einen stürmischen Empfang zu bieten.
Nach einer Weile, mitten in der kalten Nacht, machten wir uns weiter gen Osten auf. Mein Schwiegervater legte einem verdutzten DDR-Grenzbeamten sogar seinen britischen Pass vor, bat um einen Stempel – den er aber leider nicht bekam. Aber wir durften weitergehen. Wir spazierten entgegen dem endlosen Strom von Trabis, Wartburgs und Ladas die Bornholmer Straße entlang, vorbei an ein paar Läden mit kaum Auslagen im Schaufenster, und an so manchen ungläubigen Menschen in geöffneten Fenstern, die das Treiben nicht fassen konnten. Erst nach Erreichen der Schönhauser Allee machten wir uns allmählich Gedanken, ob wir denn problemlos wieder nach Hause kämen. Also machten wir uns auf den Rückweg, inzwischen bestimmt schon 3 Uhr früh, und gelangten ohne Probleme wieder in den Westen der Stadt.
Ich frage mich noch heute, ob andere Leute auch ein solches Erlebnis haben, in dieser Nacht auch in die „falsche Richtung“ gingen. Oder waren wir die einzigen, die ersten? Es folgte eine sehr turbulente, aufregende, spannende Zeit, in der die ganze Welt nach Berlin blickte, und sehr viele Menschen die Stadt besuchten. Aber das ist eine andere Geschichte.